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Soziale und emotionale Risiken

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Soziale und berufliche Risiken

  • Sind Sie Alleinerziehender von minderjährigen Kindern? Wie sind Ihre Kinder abgesichert, wenn Sie vorübergehend oder dauerhaft nach der Spende erkranken?
  • Sind Sie „Alleinversorger“ der Familie? Wie würden sich negative Folgen der Spende auf Ihre eigene bzw. auf die Situation der Familie auswirken?
  • Sind Sie auf die Ausübung Ihres Berufs zur Existenzsicherung angewiesen? Die Spende kann die Berufsausübung unmöglich machen. Es sind Fälle von teilweiser oder vollständiger Erwerbsunfähigkeit nach einer Nierenlebendspende bekannt.
  • Sind Sie körperlich und/oder kognitiv anspruchsvoll tätig, z. B. als Leistungssportler, Handwerker, Industrie- oder Bauarbeiter, Programmierer, Manager, Ingenieur, Fluglotse, Finanzbuchhalter, Hochschul-/Lehrer etc.? Dann müssen Sie eventuell mit erheblichen Einbußen an körperlicher und kognitiver Leistungsfähigkeit rechnen.
  • Betreiben Sie leistungsorientiert Sport oder als Ausdauerbelastung zur Gesundheitsunterstützung? Dann müssen Sie mit erheblichen Leistungseinbußen nach der Nierenlebendspende rechnen.
  • Sind Sie ausreichend gesetzlich und privat versichert? Privat versicherte Nierenlebendspender sollten zwingend ihre Versicherungsbedingungen überprüfen und vor der Spende entsprechende Beratung in Anspruch nehmen. Prüfen Sie die Leistungsvoraussetzungen und Möglichkeiten der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente. Diese ersetzt niemals das volle Netto-Einkommen!
  • Besteht eine private Berufsunfähigkeitsversicherung? Achten Sie auf den Ausschluss des abstrakten Verweises!
  • Private Renten-, Lebens-, Unfall- und Berufsunfähigkeits-, Kranken- und Krankenzusatzversicherungen können nach der Spende oft nicht mehr oder nur noch mit einem Risikozuschlag abgeschlossen werden!
  • Für Selbstständige ist die Nierenlebendspende ein hohes existentielles Risiko. Berufsunfähigkeitsversicherungen entziehen sich ab einer bestimmten Betriebsgröße der Leistungspflicht mit dem Hinweis auf Umorganisationsmöglichkeiten im Betrieb. Staatliche Absicherung ist nicht zu erwarten. Die gesetzliche Unfallkasse übernimmt nur einen Teil eventuell fehlenden Einkommens. Und dies auch nur nach langjährigen teilweise gerichtlichen Auseinandersetzungen.
  • Wir raten dringend zum Abschluss einer Rechtschutzversicherung vor den ersten Untersuchungen zur Nierenlebendspende. Überprüfen Sie bestehende Rechtsschutzversicherungen auf Ausschlüsse.

Emotionale und psychologische Risiken

  • Verspüren Sie aus Ihrem Umfeld einen großen Erwartungsdruck, die Niere zu spenden? Niemand kann und darf von Ihnen verlangen, die eigene Gesundheit zu riskieren. Entscheiden Sie sich frei vom Erwartungsdruck und stehen Sie zu der Entscheidung.
  • Leben Sie in einem stabilen sozialen Umfeld, welches Sie auffängt, wenn es zu Problemen durch die Spende kommt?
  • Fühlen Sie sich durch das soziale Umfeld unter Druck gesetzt zu helfen, weil die Nierenlebendspende laut offiziellen Verlautbarungen risikoarm ist? Oder setzen Sie sich selbst sich selbst unter Druck? Eine Entscheidung gegen die Spende und im Zweifel für Ihre Gesundheit darf Ihnen niemand zum Vorwurf machen.
  • Geht es bei der Spende darum, das familiäre und/oder gesellschaftliches Ansehen zu steigern? Dafür ist die Nierenlebendspende nicht geeignet. Die Spende erbringt für den Spender keinen Vorteil. Aber da Spender und Empfänger emotional eng miteinander verbunden sind (Eltern spenden für Kind, Ehepartner bekommt Niere), ist in diesen Fällen eine starke emotionale Befriedigung möglich.
  • Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass die Beziehung zum Empfänger ein entscheidendes Kriterium ist, sich für oder gegen die Spende zu entscheiden. Eben weil die Nierenlebendspende nicht risikoarm ist, muss der Spender eine eigene, individuelle „Risiko-Chance-Überlegung“ machen. Die Beziehung zum eigenen Kind, welches eine Niere empfangen soll, ist hierbei definitiv anders zu bewerten als die Beziehung zum Lebenspartner, zu Geschwistern oder letztlich zu Freunden.
  • Auf wie viel Lebensqualität und berufliche Erfüllung sind Sie bereit zu verzichten, um dem kranken Empfänger das Leben zu erleichtern? Welche evtl. auftretenden körperlichen Einschränkungen inkl. möglicherweise verkürzter Lebenserwartung sind Sie bereit zu akzeptieren?
  • Auch ist zu bedenken, dass die Nierenlebendspende für den Empfänger im besten Fall eine vorübergehende Steigerung der Lebensqualität bedeutet, für den Spender aber eine lebenslange Einschränkung der Lebensqualität zur Folge haben kann.
  • Und – verbindet man mit der Nierenlebendspende die Hoffnung, eine kriselnde Beziehung zwischen Lebens- oder Ehepartnern zu retten, dann ist dies ein fataler Irrtum. Sehr viele Partnerschaften halten die gesundheitlichen und emotionalen Belastungen, die aus der Spende resultieren können, nicht aus.

Ralf Zietz / 20.04.2023
Das Urheberrecht an diesem Text hält der Autor. Die Verbreitung ist nur mit Genehmigung und Nennung des Autors möglich. Anfragen bitte an: ralf.zietz@nierenlebendspende.com. Die Interessengemeinschaft Nierenlebendspende e. V. hat ein uneingeschränktes Recht zur Verwendung und Verbreitung.

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