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„Overall and cardiovascular mortality in Norwegian kidney donors compared to the background population“

Quelle: Nephrol Dial Transplant (2012) 27: 443-447, doi: 10.1093/ndt/gfr303Norway, Oslo Mjøen et al

Geir Mjøen 1Anna ReisaeterStein HallanPål-Dag LineAnders HartmannKarsten MidtvedtAksel FossDag Olav DahleHallvard Holdaas

Nephrology Dialysis Transplantation, Volume 27, Issue 1, January 2012, Pages 443–447, https://doi.org/10.1093/ndt/gfr303

Link: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21636826/

Abstrakt:
Es gibt Befürchtungen bezüglich der Langzeitrisiken eines Nierenlebendspenders.  Kardiovaskuläre Mortalität wurde noch nicht evaluiert.
Ziel dieser Studie war es, die generellen und kardiovaskulären Risiken von früheren Nierenspendern im Vergleich zur Normalbevölkerung zu evaluieren.

Alle Lebendspender zwischen 1963-2007 in Norwegen wurden einbezogen.

Kontrollgruppen wurden zugeordnet: 3 x eine Kontrollperson pro Nierenspender. Alter, Geschlecht und Geburtsjahr wurden zugeordnet (Beachte: durch das Statistische Amt in Norwegen – vermutlich bestand nie direkter Kontakt). Der Sterbegrund der Kontrollpersonen wurde aus dem Todesregister gezogen.

Resultate:
Im genannten Zeitraum gab es 2269 Nierenlebendspender. Durchschnittliches Alter bei Spende war 47,6 Jahre. 41,3% waren männliche Spender. Kontrollgruppe: 6807 Personen.

Durchschnittliche Beobachtungszeit waren 14,3 Jahre. 324 Spender starben in dieser Zeit. Sterbegründe waren bei Spendern und der Kontrollgruppe ähnlich.

Außer bei altersgeschichtetem Vergleich, da war die Sterberate bei älteren Spendern erhöht!

Conclusion:
Die Gesamt- und kardiovaskulären Sterberaten sind teilweise beruhigend. Jedoch muss die höhere Sterbequote bei alten Spendern weiter in Studien thematisiert werden.

Übersetzte Auszüge aus der Studie:

Die gängige Praxis ist die, dass man annimmt, dass ein sorgfältig ausgewählter Nierenlebendspender, der qualifizierte Nachbetreuung erhält, keine zukünftigen medizinischen Risiken zu erwarten hat.
Jedoch ist die Datenlage, die diese Sichtweise unterstützen soll, kaum vorhanden und behindert durch methodische Probleme.

Es wurden in früheren Studien Hinweise auf einen leichten Anstieg der Proteinurie und der Hypertonie gefunden. In der Allgemeinbevölkerung wurden solche Anstiege dieser Parameter mit einem vorzeitigem Herztod und insgesamt erhöhter Mortalität in Verbindung gebracht. Trotzdem wurde die Lebenserwartung der Nierenspender bisher als gleich oder besser als die der Allgemeinbevölkerung beschrieben.

Solche Studien berücksichtigen jedoch nicht, dass Lebendspender extrem gesund sind (Anmerk.: sein sollten!) und selbstverständlich eine substantiell längere Lebenserwartung und weniger medizinische Probleme haben müssten, als die Allgemeinbevölkerung.

Darum gab es einige wenige Studien, die Spender mit ausgewählten Kontrollgruppen vergleichen haben, deren Gesundheitsstatus mit dem eines Lebendspenders vergleichbar ist.

Diese Daten sind zwar ermutigend, aber es braucht Studien mit einem längeren Beobachtungszeitraum und von verschiedenen Populationen, um wirklich die Nierenlebendspendepraxis rechtfertigen zu können.

Spender hatten eine geringere Sterbequote als die Vergleichsgruppe.

Bei den Sterbegründen war kardiovaskulärer Tod ganz vorne. Spender hatten eine leicht geringere Sterberate auf Grund kardiovaskulärer Ereignisse.

Sechs der 274 Spender, bei denen man die Todesursache wusste, hatten Nierenkrankheit als Haupttodesursache auf dem Totenschein. Fünf davon mit chronischem Nierenversagen, einer mit Glomerulonephritis. In der Vergleichsgruppe hatten 9 Personen Nierenkrankheitenauf dem Totenschein stehen.

Diskussion:
Hauptergebnis der Studie war, dass Spender eine niedrigere generelle und kardiovaskuläre Mortalität hatten wenn man sie mit der hiesigen zugeordneten Kontrollgruppe verglich.

Dann beschreibt der Autor noch Studien, die ein besseres Ergebnis der Mortalität bei Spendern hatten, betont aber, dass zwei dieser Studien auf eine durchschnittliche Beobachtungszeit von 6 Jahren reduziert waren.

Hauptsterbegründe der Studie waren Kardioprobleme und Krebs, wie auch in der Allgemeinbevölkerung. Das ist ein Ergebnis, welches auch andere Studien teilen.

Nierenkrankheit als Sterbegrund war in dieser Studie bei Spendern leicht erhöht, obwohl insgesamt selten.

Die älteste Spendergruppe (70-79 Jahre) hatte eine höhere Sterberate als eine Vergleichsgruppe. Hier nehmen sie aber nicht ihre Vergleichsgruppe, sondern eine andere Studie (Lin et al).

Lin et al hatten vorher die Sterberaten altersgeschichtet angeschaut (auf eine gesunde Vergleichsgruppe).
Diese Studie macht gleiches nun mit den Spendern. Hier eine Gruppe von 1980-2002, Anzahl: 1594 Spender.

Ergebnisse:
In den Altersgruppen 20-60 sind die Sterberaten (Anzahl Tote/ 1000 Personen) zwischen Spendern und der damaligen Vergleichsgruppe von Lin et al ähnlich.

Jedoch sind in der Gruppe 60-69 Jahre auf der Spenderseite im Schnitt 22,07 Tote auf 1000 Personen zu finden. Bei der Vergleichsgruppe jedoch nur 17,02/1000.

Im Alter 70-79 Jahren: 44,32 tote Spender auf 1000 Personen stehen nur 27,83 toten Personen der Vergleichsgruppe gegenüber!

Mjøen et al schreiben dazu:

Diese Unterschiede sind besorgniserregend und benötigen weitere Untersuchungen. Insbesondere da immer ältere Menschen als Spender akzeptiert werden.

Der Autor beschreibt zudem die Grenzen dieser Studie:

a) Vergleichsgruppe immer schwierig

„Ein Vergleich mit der Vergleichsgruppe kann die Möglichkeit reduzieren, einen in Wirklichkeit gestiegenen Anstieg der Spendermortalität zu entdecken, da Spender gesamt gesünder sind als die alters- und geschlechtszugeordnete Vergleichsgruppe.

Solch ein Vergleich sollte wenn möglich gegenüber einer Gruppe gemacht werden, die die Kriterien für eine Spende erfüllen.“

b) keine Möglichkeit, genetische und Erbkrankheiten zu entdecken und kontrollieren

Es besteht Bedarf an weiteren Langzeitstudien, bevorzugterweise mit den richtigen Kontrollgruppen. Auch die erhöhte Sterbequote bei älteren Spendern muss weiter untersucht werden.

Unsere eigene Kurzanalyse:
Diese Studie schreibt besorgniserregende Sätze, (siehe unten). Es gäbe keine tragbare Datenlage, die die Nierenlebendspendepraxis rechtfertige.

Unerwähnt bleibt die Möglichkeit von Spätfolgen als Ursache für die ab dem 60. Lebensjahr ansteigende Sterberate auf Grund der jahrelangen Belastung des Körpers durch die fehlende Niere. Demnach ist nicht das höhere Alter eines Spenders das Hauptrisiko, sondern die steigende Sterberate von Spendern ab dem 60. Lebensjahr ist das Ergebnis der Nierenlebendspende Jahre bis Jahrzente zuvor.

Mjøen et al schreiben, dass man eine gute Vergleichsgruppe braucht und gestehen ein, dass ihre eigene Vergleichsgruppe wohl eher suboptimal ist.

Zur Erinnerung:
„Die gängige Praxis ist die, dass man annimmt, dass ein sorgfältig ausgewählter Nierenlebendspender, der qualifizierte Nachbetreuung erhält, keine zukünftigen medizinischen Risiken zu erwarten hat. Jedoch ist die Datenlage, die diese Sichtweise unterstützen soll, kaum vorhanden und behindert durch methodische Probleme.“

…aber es braucht Studien mit einem längeren Beobachtungszeitraum und von verschiedenen Populationen, um wirklich die Nierenlebendspendepraxis rechtfertigen zu können.

Auszug aus der tabellarischen Zusammenstellung:

Nach der Studie von Mjøen et al sterben Nierenlebendspender ab dem 60. Lebensjahr häufiger, als gesunde Vergleichspersonen, unabhängig davon, wann sie gespendet haben.

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