16. Januar 2022
Unterstützungsanfrage
Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Jahre 2015 habe ich meine rechte Niere an meinen Sohn gespendet. Vor der Nierenspende hatte ich keine Erkrankungen und war körperlich fit und mental stark belastbar, ohne irgendwelche Einschränkungen. Die Transplantation ist erfreulicherweise für meinen Sohn und für mich sehr gut verlaufen, auch habe ich eine sehr gute und kompetente ärztliche Nachversorgung. Nach der OP war ich nicht wie medizinisch angenommen bereits nach 6 – 10 Wochen fit, sondern benötigte 6 Monate bis ich wieder Arbeiten konnte. Meine frühere Leistungsfähigkeit habe ich bis heute nicht im Ansatz erreicht. Aufgrund der Lebendnierenspende ist meine Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt und verschlechtert sich zunehmend (Fatigue-Syndrom ist seit der Transplantation bekannt). Die extreme Erschöpfung bzw. Erschöpfbarkeit führt zu substanzieller Beeinträchtigung der Lebensqualität. Jede Anstrengung führt zu massiven Zustandsverschlechterungen.Es kommt aufgrund der beruflichen Belastung des Organismus zu immer stärker physischer und mentaler Minderung der Leistung (ca. 50% der ursprünglichen Leistungsfähigkeit vor der Lebendnierenspende) und zu wiederkehrenden starken Konzentrationsproblemen und Ermüdungserscheinungen. Die Energie- und Antriebslosigkeit in Verbindung mit der verminderten Konzentrationsfähigkeit führen zu einer zusätzlichen wesentlichen Einschränkung der Erlebnisfähigkeit und beeinträchtigen das tägliche Leben immens
Im Berufsleben ist eine des Arbeitsplatzes entsprechende Tätigkeit (Dipl. Ing.) nur unter großer Anstrengung möglich, die immer länger andauernden Erholungsphasen nach Anstrengungen überdauern die Arbeitsphasen.
Zudem treten jetzt immer öfter nach mangelnder Schlaferholung regelmäßige Kopfschmerzen auf, welche den täglichen Alltag und das Berufsleben zusätzlich erschweren und zu einer vermehrten Tagesmüdigkeit führen. Dies führt zeitweise zu ausgeprägten depressiven Störungen. Die körperliche Erschöpfung und verminderte Leistung wirken sich zudem auf meine mentale Verfassung aus, meine Antriebslosigkeit wird deshalb intensiviert. Komplexere Tätigkeiten in den geforderten Zeiten und der geforderten Arbeitsqualität sind dadurch nicht mehr möglich.
Zwischenzeitlich habe ich meine Arbeitszeit (auf Anraten meiner Ärztin) auf eine 4 Tage Woche reduziert um längere Erholungspausen zu haben. Meinen Antrag auf eine Schwerbehinderung von mindestens GdB 50 wurde nun schon zum zweiten Mal abgelehnt
Könnten Sie mich diesbezüglich unterstützen oder haben Sie Informationen, damit mir eine Schwerbehinderung von mindestens GdB 50 anerkannt wird. Somit hätte ich die Möglichkeit, eine frühere Altersrente in Anspruch zu nehmen (Geburtsjahr 1963). Mit meiner körperlichen Verfassung ist es mir nicht möglich bis zur Regelaltersrente tätig zu sein. Ich möchte eine frühestmögliche Rente, auch mit Abschlag in Anspruch nehmen. Deshalb würde ich die Schwerbehinderung mit GdB 50 benötigen.
Mit freundlichen Grüßen
K.
Guten Tag Herr K.
da die Beantwortung Ihrer Fragen komplex ist, biete ich Ihnen ein Erstberatungsgespräch für Nichtmitglieder am Telefon an.
Für Sie kommt nicht nur ein GdB in Frage (alleine für die fehlende Niere steht Ihnen ein GdB von 20 zu), sondern auch ein MdE (inkl. Unfall-Rente) der zuständigen Landesunfallkasse bei der sie als Nierenlebendspender gesetzlich versichert sind. Allerdings erteilt die UK regelhaft nicht freiwillig eine Anerkennung eingetretener Schäden, so dass Sie juristischen und unseren Beistand benötigen.
Zudem gibt es auch die Möglichkeit bereits jetzt eine Teilerwerbsunfähigkeitsrente bei der DRV zu beantragen.
Zu guter Letzt bleibt die Frage, wie Sie von den Transplantationsmedizinern aufgeklärt wurden. War die Aufklärung nachweislich lückenhaft oder falsch, ergibt sich hier ggf. ein Ansatz für eine Schadenersatzklage. Der BGH hat 2019 unseren Klagen stattgegeben und ein Grundsatzurteil zu den Anforderungen an die Aufklärung von Organlebendspendern gefällt. Hier würde sich eventuell eine genaue Prüfung der Verjährungsfristen lohnen.
Wann und wie kann ich Sie nächste Woche erreichen?
Ralf Zietz
(Es folgte ein einstündiges Telefongespräch zu den möglichen Wegen des Sozial- und Zivilrechts.)